Hier
sollen exemplarisch verschiedene Problemfälle
skizziert werden.
Im Anschlusssoll soll aufgezeigt werden, wie die
Funktionsweise der Mediation Lösungen
ermöglicht.
Die hier vorgestellten Fälle
und deren Darsteller sind frei erfunden - Ähnlichkeiten
mit lebenden Personen und realen Situationen sind
rein zufällig.
Fall 1.
Herr und Frau Becker wohnen
in einem alten Fachwerkhaus in einem kleinen idyllischen
Ort. Sie haben eine Tochter, Brigitte (14).
Herr Becker ist Photograph. Er möchte sich
im Dachgeschoss ein eigenes Photostudio einrichten.
Frau Becker ist Krankenschwester. Da der Job sie
aber nicht ausfüllt, hat sie einen Kurs für
Ergotherapie mitgemacht. Im Keller des Hauses
möchte sie nun eine eigene Praxis aufmachen.
In ihrer Weiterbildung hat sie Udo kennen- und
liebengelernt. Frau Becker informiert ihren Mann,
dass sie mit Udo und ihrer Tochter zukünftig
zusammenleben möchte. Sie bittet ihn das
Haus zu verlassen.
Herr Becker ist geschockt
über diese Entwicklung und sucht nach Lösungswegen.
Er nimmt Kotakt zu einem Mediationshaus auf. Ein
unverbindlicher Informationstermin wird vereinbart.
Phase 1 der Mediation:
Herr und Frau Becker kommen zu einem Informationstermin
in das Mediationshaus. Zwei Mediatoren, eine Frau
und ein Mann, lassen sich den Fall aus der Sicht
der jeweiligen Eheleute schildern.
Die Mediatoren fassen die Konfliktthemen zusammen
und schildern den Eheleuten die zur Verfügung
stehenden Lösungsmöglichkeiten.
Hier werden dargestellt:
1. der juristische Lösungsweg mit Anwalt
und Gericht
2. der Verhandlungsweg mit Unterstützung
des Mediators
3. die Kombination aus beiden.
Die Eheleute möchten
die Chance der Aussprache sowie der außergerichtlichen
Einigung nutzen
Phase 2 der Mediation:
In dieser Sitzung stellen die Eheleute den Fall
detaillierter dar und legen hierzu u. U. Unterlagen
und Dokumente vor. Zudem werden die bereits beim
Anwalt und/oder Berater erbetenen Auskünfte
vorgelegt.
Die Teilnehmer der Mediation werden gebeten ihre
Erwartungen an die Verhandlung zu äußern
sowie die Themen zu nennen die sie in der Mediation
klären möchten.
Die Themen werden, mit Unterstützung
des Mediators, vereinheitlicht und in eine Reihenfolge
gebracht:
Thema 1. Brigitte
Die Eltern werden gebeten an ihre Tochter
zu denken. Sie werden vom Mediator aufgefordert
sich vorzustellen was ihre Tochter auf folgende
Frage antworten würde: Welches sind Deine
Wünsche an Deine Eltern für Euer zukünftiges
Zusammenleben.
Die Eheleute antworten
für ihre Tochter
1. Alles soll so bleiben wie es ist
2. Papa soll nicht ausziehe
3. Ich möchte im Haus wohnen bleiben
4. Udo soll nicht einziehen
5. ( Reiterhofurlaub)
6. ( Mofa)
7. Ich möchte mit beiden Eltern unter einem
Dach leben
8. Beide Eltern sollen weiterhin im Haus arbeiten
Die Eheleute werden anschließend
gebeten ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse
auszusprechen. Die konkrete Fragendes Mediators
an die Eltern: Wie stellen Sie sich das Zusammenleben
mit Ihrer Tochter vor? Weshalb ist Ihnen der Umgang
mit Ihrer Tochter wichtig. Was erwarten Sie sich
von dem anderen Elternteil?
Offen gelegt wird:
Der Mediator fragt die Interessen
und Bedürfnisse beider Elternteile ab. Er
fixiert diese schriftlich sichtbar für beide
auf einer Flipchart.
Das Verstehen der Interessen und Bedürfnisse
des jeweils anderen Elternteils werden bei den
Betroffenen erfragt. Ebenso wird das Verständnis
für die Interessen und Bedürfnisse des
anderen Elternteils durchleuchtet.
Der Mediator stellt dann die Gemeinsamkeiten und
Unterschiede der offen gelegten Punkte dar. Die
Gemeinsamkeiten wirken sehr beruhigend und wie
Brücken zwischen den Betroffenen.
Die Beziehungsebene tritt in den Hintergrund -
auf der Sachebene können Lösungen erarbeitet
werden.
4. Phase der Mediation:
Der Mediator bietet jedem Elternteil an, Fairnesskriterien
zu nennen,
die für gemeinsame zukünftige Lösungen
gelten sollen.
Anschließend werden
Lösungsoptionen erarbeitet. In Form eines
Brainstormings sollen die Eheleute, unabhängig
von der endgültigen Lösung, Ideen für
mögliche Lösungen nennen.
Konkrete Frage des Mediators:
Wie stellen sie sich Lösungen bzgl. des Umgangs
mit Ihrer Tochter vor:
Der Mediator betont die
Gemeinsamkeiten und würdigt die Vorschläge.
Im Ausschlussprinzip werden die unrealistischen
und ungewollten Lösungen ausgeklammert. Im
Ergebnis entstehen
Lösungsfavoriten die dann weiter zu Endlösungen
ausgearbeitet werden.
Die Eheleute kommen zu eigenen,
selbst entwickelten Lösungen.
5. Phase der Mediation:
Die gefundenen Lösungen werden vom Mediator
in einem Vertrag festgehalten. Dieser wird vor
der Unterzeichnung noch geprüft. Hierzu sind
u.U. Berater, Anwälte oder von der Lösung
Betroffene von den Eheleuten zu konsultieren.
Die Ergebnisse aus der Prüfung
werden in dem Vertrag berücksichtigt. Der
Vertrag kann Unterzeichnet werden. Mit der Unterschrift
wird eine rechtsverbindliche Übereinkunft
zwischen den Eheleuten beurkundet.
Diese Übereinkunft
kann auch von einem Notar oder Richter bestätigt
werden.
|